Viele Verbraucherinnen und Verbraucher sind bereit in energieeffiziente Technologien wie eine Wärmepumpe zu investieren. Gleichzeitig ist das Informationsbedürfnis immens – zumal die Heizungsdebatte teilweise zu starker Verunsicherung geführt hat.
Der Bundesverband Wärmepumpe e. V. (BWP), der Zentralverband der Deutschen Elektro- und Informationstechnischen Handwerke (ZVEH) und der ZVEI e. V. (Verband der Elektro- und Digitalindustrie) begrüßen daher Initiativen wie die „Woche der Wärmepumpe“ und den gestrigen „Gipfel zum vernetzten Haus der Zukunft“, an dem alle drei Verbände teilnahmen. Sie fordern die Ampel-Regierung aber dazu auf, die politischen Weichen für den Wärmepumpen-Hochlauf noch stärker zu stellen. Mit einem gemeinsamen Positionspapier zeigen die drei Verbände den Handlungsbedarf im Detail auf. Im Vordergrund stehen dabei vier Aspekte:
Verlässlicher Rahmen bei Förderung und CO2-Preis
Damit Gebäudeeigentümer eine Entscheidung bezüglich einer neuen Heizungsanlage treffen können, benötigen sie klare wirtschaftliche Rahmenbedingungen. Fördermöglichkeiten müssen daher nachhaltig finanziert und verlässlich ausgestaltet sein.
„Nach dem starken Nachfrageabfall zu Jahresanfang sehen wir seit Mitte des Jahres wieder ein wachsendes Interesse bei Gebäudeeigentümerinnen und -eigentümern an der Wärmepumpe. Die Zahl der Förderanträge für Wärmepumpen steigt, die neuen, attraktiven Förderbedingungen sind ein wesentlicher Treiber dafür, dass sich der Wärmepumpenmarkt erholt. Damit die Installationszahlen weiter zulegen, brauchen Investoren vor allem Planungssicherheit, dass die guten Förderkonditionen weiter gelten“, so BWP-Geschäftsführer Dr. Martin Sabel.
Sollen Wärmepumpen als attraktive Alternative zu Erdgas- oder Öl-Heizungen wahrgenommen werden, muss zudem Transparenz hinsichtlich des CO2-Preispfads bestehen, insbesondere hinsichtlich des Übergangs vom nationalen Preissystem in den ab 2027 geltenden europäischen Emissionshandel für Gebäude und Verkehr.
Handlungsbedarf sehen BWP, ZVEH und ZVEI auch hinsichtlich der Netzkapazitäten. Der Sorge um unzureichenden Netzausbau ließe sich durch eine politische Agenda ähnlich dem „Electrification Action Plan“ der EU begegnen, welche Wärmepumpen-Hochlauf, Netzausbau, Smart Meter Rollout und variable Stromtarife koordiniert.
Niedrigere und flexible Strompreise
Deutschland hat einen der höchsten Strompreise in der EU. Um den Umstieg auf elektrische Heizlösungen attraktiver zu gestalten, muss der Strompreis sinken. Steuern, Abgaben und Netzentgelte beim Strompreis müssen reduziert werden.
Parallel dazu sollten die Chancen und Vorteile flexibler Stromtarife stärker betont und der Einsatz flexibler Tarife beschleunigt werden. Dabei ist wichtig, dass Verträge mit dynamischen Stromtarifen über ein Absicherungsinstrument verfügen, das Anreize zum Energiesparen setzt, den Verbrauchern aber gleichzeitig Preissicherheit bietet.
Konsequenter Smart Meter Rollout
Eine weitreichende Digitalisierung des Energiesystems im Zuge der Energiewende ist unumgänglich. Ein zentrales Element sind dabei intelligente Messsysteme, sogenannte Smart Meter. In Deutschland verlief der Einbau von Smart-Meter-Gateways bisher schleppend. Grund waren unter anderem das lange Ringen um den gesetzlichen Rahmen und hohe Ansprüche an die Interoperabilität sowie die Sicherheit dieser Systeme. Für ein höheres Tempo bei der Energiewende muss der Einbau intelligenter Messsysteme jedoch weiter beschleunigt werden; kurzfristige regulatorische Eingriffe sind kontraproduktiv.
„Durch ein optimales Zusammenspiel innovativer Technologien – von der PV-Anlage und Wärmepumpe über Speicher und Wallboxen bis hin zum Energiemanagementsystem und Smart Meter – lassen sich im Gebäudesektor bis zu 65 Prozent Primärenergie einsparen. Voraussetzung ist die konsequente Nutzung smarter Verbrauchssteuerung. Die Politik muss dem flächendeckenden Rollout intelligenter Messsysteme den Rücken stärken, damit sie in der Breite zum Einsatz kommen und wir das so entstehende Effizienzpotenzial heben können“, so Wolfgang Weber, Vorsitzender der ZVEI-Geschäftsführung.
Beschleunigung beim Netzanschluss
In Deutschland gibt es über 800 Netzbetreiber. Unterschiedliche Vorgaben und teils immer noch nicht digitalisierte Prozesse für die Installation und Inbetriebnahme von Wärmepumpen und anderen Stromverbrauchseinrichtungen (z. B. Ladeinfrastruktur für E-Autos) führen zu immensen Verzögerungen. Zwar wurde das Thema seitens der Politik aufgegriffen – zum Beispiel im Rahmen eines „Branchendialogs“ – und Konzepte für eine Standardisierung und Digitalisierung von Netzanschlussverfahren entwickelt. Aus Sicht von BWP, ZVEH und ZVEI müssen diese Maßnahmen aber konsequent weiterverfolgt und zusätzliche angestoßen werden.
„Um Netzanschlussverfahren zu beschleunigen, braucht es volldigitale und einheitliche Anmelde- und Inbetriebnahmeverfahren, einheitliche Prozesse und technische Vorgaben wie etwa eine Muster-TAB sowie auch eine allgemeingültige Schulungsverpflichtung für alle im Netzanschlussbereich tätigen Fachkräfte“, macht ZVEH-Hauptgeschäftsführer Alexander Neuhäuser deutlich: „Dass es mittlerweile gesetzliche Fristen hinsichtlich der Bearbeitung von Anmeldungen durch die Netzbetreiber gibt, erleichtert die Inbetriebnahme. Es braucht aber zusätzliche Maßnahmen, um den Hochlauf von Wärmepumpen voranzutreiben.“
Das Positionspapier der drei Verbände finden Sie hier.
Quelle: BWP / ZVEH / ZVEI
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